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Ein Leben für die Kunst
Dienstag, 08. April 2025, 15:13 Uhr
Nordhausen (psv) Am 8. April wäre Ilsetraut Glock 110 Jahre alt geworden. Sie war nicht nur Künstlerin, Kunstsammlerin, Kunstmäzenin und Stifterin, sondern auch eine engagierte Frau.
In ihren fast 98 Lebensjahren hat die in Nordhausen 1915 als Ilsetraut Grabe geborene Künstlerin, sowohl die Kunst in ihrer seit 1950 gewählten Heimatstadt Bonn als auch ihrer Geburtsstadt Nordhausen maßgeblich mitbestimmt.
Nach ihrem Abitur hatte sie den ersten Kontakt zur Kunst durch die Nordhäuser Malerin Maria Schmidt-Franken. Von 1935 – 37 studierte sie Malerei und Grafik bei Prof. Wöhler in Hannover, anschließend an der Werkkunstschule Hildesheim. Kurz nach der Aufnahme an die Kunsthochschule Berlin brach der II. Weltkrieg ihre Ausbildung leider ab. 1941 heiratete sie ihren Mann, mit dem sie 63 Jahre glücklich zusammenlebte und übersiedelte kurzeitig nach Berlin. Ihre Tätigkeit als Bühnenbildnerin am Stadttheater Nordhausen von 1947 bis 1948 brachte ihr eine besondere Freundschaft mit dem Künstler Hann Trier und eine Begegnung mit Rudolf Hagelstange. 1950 zog sie als freischaffende Künstlerin nach Bonn.
Ilsetraut Glock lebte und arbeitete über 6 Jahrzehnte in Alfter-Oedekoven bei Bonn und zählt zu den bedeutendsten Rheinischen Künstlern. Auszeichnungen und Kunstpreise, wie die August-Macke-Medaille der Stadt Bonn 1991 oder "Werkwechsel 2, der Katalogpreis der Bundes-Gedok 1991 und die Ehrenmitgliedschaft der Gedok Bonn 2000 würdigten ihr künstlerisches Schaffen. Ihre Werke sind u.a. im Rheinischen Landesmuseum und dem Kunstmuseum Bonn vertreten. Auch an der Jubiläumsausstellung der Bonner Künstlerinnen-Gemeinschaft anlässlich des 60-jährigen Jubiläums 2012 war Ilsetraut Glock mit einem Werk vertreten, eine Tatsache, auf die sie sehr stolz war.
Das Œuvre von Ilsetraut Glock ist breitgefächert und zieht keine sichtbaren Grenzen zwischen Abstraktem und Konkretem, zwischen verschlüsselten und realistischen Botschaften. Ihre Themen waren sowohl Zeit und Geschichte, aber auch Literatur.
Ihre Arbeiten, sowohl in Grafik als auch Malerei, zeigen eine dem Wandel und der Relativität entsprechende Formen- und Farbensprache, welche die zum Teil magische Wirkung ihrer Werke erklärt. In Verbindung mit der 1998 gegründeten Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung kamen Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin ins Kunsthaus Meyenburg nach Nordhausen. Ihre letzte Schenkung erfolgte im Juli 2012 mit ihrem malerischen Spätwerk, eine 6-teilige Arbeit mit dem Titel: Erinnerungen an den Hades. Mit der Stiftung verband sie die Intention, die Kunst und Kultur ihrer Heimatstadt zu fördern.
Sie war aber nicht nur selbst eine gute Künstlerin, sondern erkannte auch das Talent anderer Künstler frühzeitig und vor allem deren ansteigende künstlerische Bedeutung, wie z.B. von Max Ernst oder Horst Janssen. Ein Grund dafür, dass sie in vielen Jahrzehnten Sammlungstätigkeit eine faszinierende Kunstsammlung zusammengetragen hat, die die bekanntesten Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts in Europa beinhaltet. Durch die beeindruckende Glock’sche Kunstsammlung wurden und werden die Nordhäuser Museen in die Lage versetzt, weit über ihre Grenzen hinaus zu wirken. Sie bilden immer wieder einen Hauptbestandsteil der thematischen Sonderausstellungen, die das Kunsthaus Meyenburg regelmäßig zeigt, demnächst wieder die Ausstellung Durch die Blume….
Als Dank für ihr großes Engagement für die Kunst in unserer Region wurde Ilsetraut Glock 2002 zur Ehrenbürgerin der Stadt Nordhausen ernannt. 2003 wurde ihr vom Thüringer Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel der Thüringische Verdienstorden verliehen.
Eine besondere Eigenschaft, die Ilsetraut Glock auszeichnete, war neben ihrem uneingeschränkten Engagement für die Kunst, auch ihre Fähigkeit, Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen – Musik, Literatur, Theater, Journalismus und Kunst - zusammenzubringen und damit genreübergreifende Ideen zu entwickeln und auch zu verwirklichen.
Als Würdigung und Gedenken an diese große Künstlerpersönlichkeit nehmen in diesem Jahr in jeder Ausstellung, die das Kunsthaus Meyenburg präsentiert, Werke von Ilsetraut Glock einen zentralen Platz ein. In der aktuell gezeigten Ausstellung mit Malereien von Jürgen Rennebach werden die großformatigen Acryl-Bilder des Nibelungen-Zyklus von Ilsetraut Glock im Hochzeitszimmer präsentiert. Diese Ausstellung ist bis zum 11. Mai zu sehen.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr