Wettbewerb Zukunftsstadt

ModellStadtRegion für energetischen Wandel 2030+

Nordhausen von oben (Foto: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz) Nordhausen von oben (Foto: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz)
Die Stadt Nordhausen ist eine von 51 Kommunen, die an der ersten Phase des Wettbewerbes Zukunftsstadt im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015 teilnimmt. Der Wettbewerb ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgelobt worden und hat zum Ziel, eine von Bürgern getragene Vision der Stadt der Zukunft zu entwerfen.

Wettbewerb Zukunftsstadt (Foto: Wettbewerb Zukunftsstadt) Wettbewerb Zukunftsstadt (Foto: Wettbewerb Zukunftsstadt) Auf der Grundlage des Integrierten Klimaschutzkonzeptes 2050 sowie des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes 2030 soll das Thema des energetischen Wandels für Nordhausen stärker in den Fokus gerückt werden. Die selbstgesteckten Ziele sind ambitioniert, aber erreichbar: Den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf 100% und den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung bis 2030 auf 30% zu steigern.

Vorgesehen ist, sich in drei vom Büro StadtLabor aus Leipzig moderierten Werkstätten dem Thema gemeinsam mit Bürgern und Interessenvertretern anzunähern.
  • Wie können wir gemeinsam die energetische Wende durch gemeinsames Handeln gestalten?
  • Wie kann eine umweltfreundliche und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähige Mobilität in einer Stadt im ländlichen Raum gestaltet werden?
  • Wie kann der energetische Stadtumbau auf den verschiedenen Ebenen von Gebäuden, Quartier, Stadtgebiet und in der Stadt-Land-Dimension gestaltet werden?
Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen des Wettbewerbes nachgegangen
werden. Ein Auftaktforum bietet eine erste Einführung in das Thema, in einem Abschlussforum werden die Ergebnisse der Werkstätten zusammengefasst.

Die Energiewende kann nur gemeinsam von allen Akteuren gestaltet werden. Daher sind alle Interessierten zu den Veranstaltungen im Ratssaal des Bürgerhauses herzlich eingeladen. Um eine kurze Voranmeldung unter den nebenstehenden Kontaktdaten wird gebeten, ist aber keine Teilnahmevoraussetzung.

Auftaktforum am 27.10.2015

von 19.30 bis 21.30 Uhr im Ratssaal des Bürgerhauses


Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben auf der Auftaktveranstaltung erste Ideen entwickelt, mit denen Nordhausen Vorreiter des energetischen Wandels werden kann. Die Energiewende ist eine nationale Aufgabe, die konkret nur auf kommunaler Ebene gelöst werden kann. Daher arbeiten im Rahmen des Wettbewerbes Zukunftsstadt die unterschiedlichsten Vertreter zusammen: Bürger, Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Politik und weitere Interessenvertreter aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Gefragt sind Zukunftsvisionen, die sich an den Alltagsbedürfnissen der Bürger orientieren.

Tischrunde mit OB Zeh (Foto:  Thomas Müller) Tischrunde mit OB Zeh (Foto: Thomas Müller) Nach Grußworten von Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh und dem Präsidenten der Hochschule Nordhausen Prof. Dr. Jörg Wagner stellten sich die Projektpartner kurz vor. Für die Stadt Nordhausen bietet der Wettbewerb die Chance, die bereits mit der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes 2030 erfolgreich durchgeführte Bürgerbeteiligung fortzuführen. Der thematische Schwerpunkt ergibt sich aus den vorliegenden Konzepten (Integriertes Stadtentwicklungskonzept und Integriertes Klimaschutzkonzept 2050) und ist darüber hinaus Gegenstand der Kandidatur von Hochschule Nordhausen und Stadt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen.



Für die IBA Thüringen und Ihr Thema „Stadtland“ geht es vor allem um neue Beziehungen zwischen Stadt und Land. Das Thema Klimaschutz wird von der IBA ganzheitlich betrachtet: es geht nicht nur um Strom, Wärme und Mobilität (Energiewende im engeren Sinn), sondern auch um ressourcenschonende und klimafreundliche Raum-, Produktions- und Lebensmodelle. Gesucht sind innovative Ideen, mit denen sich das „Stadtland“ Nordhausen als Vorreiter profilieren kann. Ziel ist nicht nur von Best-Practice-Beispielen zu lernen, sondern exzellente Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln, die von anderen Kommunen übernommen werden können. Deshalb ist die IBA Thüringen als Experte Partner in diesem Prozess.

Mit der Hochschule Nordhausen, Fachbereich Ingenieurwissenschaften ist ein kompetenter Wissenschaftspartner beteiligt. Beim Thema energetische Stadtumbau steht die Optimierung aller energetischen Fragen im Mittelpunkt und ist nicht wie beim bisherigen Stadtumbau eine zu berücksichtigende Komponente unter vielen. Ein Großteil des energetischen Stadtumbaus ist nicht sichtbar, da es sich um unterirdische Leitungen, Speicher etc. handelt. Landschafts- und stadtbildprägend sind bspw. Windräder und Photovoltaik-Anlagen, insbesondere wenn Sie exponiert stehen. Von besonderem Interesse aus Sicht der Hochschule ist, wie die wirtschaftlichsten Lösungen im energetischen Stadtumbau ermittelt werden können.

Seitens der Verkehrswissenschaftler der Goethe Universität Frankfurt/Main und der Fachhochschule Erfurt wird die autogerechte Stadtplanung der 1960er und 70er Jahren als ein großer Fehler beschrieben, der heute nur schwer zu korrigieren ist. Heute wissen wir: Der Autoverkehr ist wesentlich für die Produktion von klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Dabei ist Mobilität weit mehr als die reine Fortbewegung von A nach B, sondern hat soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Aspekte – sie gilt es bei der energetischen Wende einzubeziehen. Denn eine Änderung des Mobilitätsverhaltens, im Sinne einer nachhaltigeren Fortbewegung, kann nur über einen Wandel unserer Mobilitätskultur erfolgen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der ModellStadtRegion für energetischen Wandel sind dadurch gekennzeichnet, dass sie über ihre Mobilität nachgedacht haben und Alternativen den Vorrang geben, bevor sie in das Auto steigen.

Raumatmospähre im Bürgersaal (Foto: Thomas Müller) Raumatmospähre im Bürgersaal (Foto: Thomas Müller)
In drei Tischrunden wurden erste Ideen für eine ModellStadtRegion Nordhausen zusammengetragen. In der ersten Runde ging es um die Frage „Was meinen Sie persönlich, wie und womit kann Nordhausen Vorreiterstadt im energetischen Wandel werden?“
Beispielsweise wurden Potenziale für eine Vorreiterrolle in den natürlichen Ressourcen gesehen: dem Rohstoff Holz (zum Bauen und Heizen), den Flussläufen und der Topografie zur Energieerzeugung oder der Profilierung als Fernwärmestadt.

Vorbereitend auf die Werkstatt I „Energetischer Wandel durch gemeinsames Handeln“ wurde die Frage diskutiert „Was können wir nur gemeinsam tun? Wer sollte dafür mit wem zusammen arbeiten?“
Als mögliche Ideen wurden verschiedene Arten von Energiezusammenschlüssen genannt, die von Bürgern finanziert werden oder von denen diese profitieren. Auch die Wirtschaft soll sich im Rahmen des betrieblichen Umweltschutzes beteiligen. Teilen statt besitzen, regionale Wertschöpfung und Informations- und Aufklärungskampagnen zur Energiewende sind einige der genannten Vorschläge.

Erste Ideen der Bürger für die Werkstatt III „Energetischer Stadtumbau“ wurden unter der Fragestellung „Wie könnte Nordhausen und Umgebung energetisch umgebaut werden?“ gesammelt.
Die Vorschläge reichten von regenerativen Baustoffen, Quartieren und Siedlungen, die sich zu 100 % mit erneuerbaren Energien versorgen bis hin zu energiesparender Straßenbeleuchtung, die als WLAN Hotspots dienen. Diskutiert wurden auch Standards, so zum Beispiel unsere Wohn(flächen)ansprüche sowie die gängigen Wohnformen.

Zum Thema der zukunftsfähigen Stadt-Land-Mobilität (Werkstatt II) sprudelten die Ideen nur so: Ticketloser Öffentlicher Nahverkehr, die Umsetzung von Carsharing sowie Bring- und Abholservice im ländlichen Raum bis hin zu Bonusmodellen für die Nutzung von öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad oder dem zu Fuß gehen. Werksverkehr und Mietmodelle für Fahrrad und Auto wurden ebenfalls angesprochen.

Werkstatt 1 „Energetischer Wandel durch gemeinsames Handeln“

am 25.11.2015 von 18 bis 22 Uhr im Ratssaal des Bürgerhauses

Was können wir gemeinsam tun, um die Energiewende vor Ort zu gestalten? Das war die zentrale Frage der ersten Werkstatt im Rahmen des Wettbewerbes Zukunftsstadt, an der rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligt waren. Gekommen sind interessierte Bürger, Mitarbeiter und Studierende der Hochschule Nordhausen, Vertreter der Umlandgemeinden und der Wohnungsunternehmen, Stadträte, Architekten und viele weitere Akteure. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde war klar, dass alle hoch motiviert sind und das Ziel der konkreten Umsetzung von Projekten vor Augen haben.

Zur Einstimmung in die Diskussion folgten drei kurze Vorträge. Den Anfang zum Thema „Gemeinsam investieren“ machte Matthias Golle von der Bürgerenergie Thüringen e.V.. Er berichtete von verschiedenen Projekten und Maßnahnahmen von Bürgerenergiegenosschenschaften, also von „Energie in Bürgerhand“. Kerstin Faber von der IBA Thüringen erzählte von einem neuen Geschäftskonzept welches über Crowdfunding finanziert wird, bei dem Lebensmittel unverpackt angeboten werden. Als Bespiel für die gemeinsame Investition von Zeit und Engagement wurde das Projekt „Rudolstadt blüht auf“ vorgestellt.

Zum Thema „Gemeinsam Verhalten ändern“ legte Prof. Dr. Dagmar Everding von der Hochschule Nordhausen dar, dass der persönliche Lebensstil im direkten Zusammenhang mit der CO2-Bilanz steht. Verschiedene lokale und überörtliche Beispiele von ressourcenschonendem Umgang wurden präsentiert, wie das Reparieren von Geräten statt Neukauf (Repair-Café), das Teilen von Autos oder Wohnfläche sowie zum verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen und dem Kulturerbe ein bürgergetragenes Klimaschutzprojekt sowie die Bürgerstiftung Park Hohenrode.

Prof. Steffen Schuhmann von der Kunsthochschule Berlin Weißensee stellte zwei Projekte zum Thema „Gemeinsam motivieren“ vor. Deutlich wurde dabei, dass zur Aktivierung von Mitwirkenden passgenaue Informationen und Aktionen angeboten werden müssen. Nur wenn dies gelingt, kann der gemeinsame energetische Wandel gelingen.



Bereits nach jedem der kurzweiligen Vorträge brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Beispiele aus Nordhausen und dem Umland ein. Neben durchaus bekannten gemeinsamen Aktivitäten wie dem Stadtgrünfonds, den Bürgerenergiegenossenschaften Harztor und Helmetal, und der Dachziegelaktion im Altendorf 48 wurden auch eher unbekannte Projekte wie das Nachbarschaftsauto in Salza oder das Projekt foodsharing genannt.

Vertiefend diskutiert wurde dann in drei Arbeitsgruppen. Ergebnis der Arbeitsgruppe 1 "Gemeinsam investieren" war zum Einen die Erstellung eines Solardachkatasters (u.a. eine Maßnahme aus dem Klimaschutzkonzept) - es soll dabei helfen, geeignete Flächen für die Energiegewinnung zu finden. Die bestehenden Energiegenossenschaften aus dem Landkreis Nordhausen zeigten sich zum Anderen offen für neue Mitglieder und Investitionsvorhaben. Unter anderem mit Hilfe der lokalen Finanzinstitute sollen neue, gemeinschaftlich finanzierte Vorbilder geschaffen werden.
Die Themen Wertstoffwende und Recycling wurden in der Arbeitsgruppe 2 diskutiert. Hierzu zählt neben dem Reparieren auch das Nutzen von Produkten aus zweiter Hand. Brauchbare Artikel sollten entgeltlich oder unentgeltlich anderen zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden, um Ressourcen zu sparen. Auch bei der Wertschätzung von regionalen Produkten und somit lokalen bzw. regionalen Wirtschaftskreisläufen wurden weitere Handlungsansätze gesehen. Alternative Finanzierungsmodelle für die Straßenbahn bzw. den ÖPNV wurden ebenfalls diskutiert.

Zum Themenkomplex „gemeinsam motivieren“ in Arbeitsgruppe 3 wurden unterschiedlichste Aktionen angesprochen: von Schul- und Theaterprojekten über sichtbar gemachte Energiegewinne bzw.-einsparungen, die Energiedisko bis hin zum Vorschlag, den Strom einen Tag abzuschalten. Für alle Aktionen soll gelten, die Informationen und die Aufforderung zum Mitmachen plakativ und visuell hochwertig zu vermitteln.
Das Fazit dieser AG war dann auch der passende Abschluss für diesen intensiven Abend: Gemeinsam Handeln geht vor allem dann, wenn es Spaß macht.

Werkstatt 2 „Zukunftsfähige Stadt-Land-Mobilität“

am 18.01.2016 von 18 bis 22 Uhr im Ratssaal des Bürgerhauses.

Wie sieht in Stadt und Landkreis in Zukunft die Mobilität aus bzw. wie wollen wir sie gestalten? Um diese zentrale Frage wurde in der zweiten Werkstatt des Wettbewerbes Zukunftsstadt mit rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert. Gekommen sind interessierte Bürger, Mitarbeiter und Studierende der Hochschule Nordhausen, Vertreter der Umlandgemeinden, der Verkehrsbetriebe, Stadträte, Architekten und viele weitere Akteure, die sich beruflich oder privat mit Mobilität befassen.

Zum thematischen Einstieg gab es drei kurze Vorträge. Prof. Dr. Matthias Gather von der Fachhochschule Erfurt begann mit dem Thema „Nordhausens Nahverkehr – gesichert in die Zukunft“. Auf die Details der komplexen Finanzierung des Nahverkehrs ging er nicht näher ein, nur dass die Finanzierung künftig immer schwieriger wird, nicht nur für Nordhausen. Eine mögliche Finanzierungsalternative ist der „Ticketlose“ ÖPNV, der beispielsweise umlagefinanziert sein kann. Dieses Modell wird bereits in unterschiedlichen Städten im In- und Ausland erprobt, wobei die Motivation und die Finanzierung sehr unterschiedlich ist. Immer hat es jedoch zu einer Steigerung der Fahrgastzahlen geführt. Als weiteres Alternativmodell wurde der Bürgerbus vorgestellt, der als Ergänzung zum klassischen ÖPNV zum Einsatz kommen kann. In diesem Zusammenhang wurde auf das Pilotprojet „Werther Mobil“ der Gemeinde Werther aufmerksam gemacht.

Dr. Mathias Wilde von der Goethe-Universität Frankfurt a.M. sprach zum Thema „Nordhausen gemeinsam Mobil“. Mit verschiedenen Statistiken führte er auf das Thema Teilen von Autos hin, so mit der Tatsache, dass ein Privat-Pkw im Durchschnitt 95% des Tages ungenutzt herumsteht. Dabei verbraucht es Fläche zum Parken. Wenn es sich um öffentliche Stellfläche handelt, sind die Kosten hierfür von der öffentlichen Hand bzw. dem Steuerzahler zu tragen. Die unterschiedlichsten Formen des Car-Sharings könnten zum Einsatz kommen. Auch in kleineren Städten und auf dem Land. Hierzu braucht es lediglich einige engagierte Bürgerinnen und Bürger, die das wollen.

Den dritten einführenden Vortrag „Nordhausens Straßen – sicher und lebenswert“ hielt wieder Prof. Dr. Matthias Gather. Er führte anhand verschiedener Beispiele vor, dass der Umbau von bisher autogerechten öffentlichen Straßenräumen zu Bereichen, in denen (auch) Platz für Fußgänger, Radverkehr, Grün und Stadtmobiliar ist, erheblich an Lebensqualität gewinnen. Dies kann durch verschiedene Aktionen ins Bewusstsein gerückt werden. Mögliche bürgerschaftliche Initiativen sind zum Beispiel autofreie Tage auszurufen, die Straßen für ein Stadtdinner zu nutzen oder sich durch das symbolische Aufstellen von Bänken und Stühlen einen Stadtraum für Fußgänger zurückzuerobern.



Nach jedem Kurzvortrag wurden in der großen Runde erste Ergänzungen, Hinweise und Ideen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingebracht. Vertiefend diskutiert wurde dann in drei Arbeitsgruppen. In der Arbeitsgruppe „Nahverkehr“ wurde intensiv über das Pilotprojekt in Werther berichtet und das Für- und Wider diskutiert. Insbesondere für die Ortschaften, die mangels Fahrgastzahlen nicht mehr oder nur selten durch Busse bedient werden, bietet sich das Bürgerbuskonzept als Alternative an. Als Vision aufgezeigt wurde die Vernetzung von ÖV-Angeboten, Bürgerbus und Carsharing über Gemeinde- und Landesgrenzen hinweg, mit bedienungsfreundlicher Verbindungsabfrage durch eine App. Das Beispiel GEZ wurde herangezogen, um ein umlagefinanziertes Modell für den ticketlosen Nahverkehr zu erläutern. Konkrete Berechnung einer potenziellen Umlage müssen noch ermittelt werden. Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh machte klar, dass sich die Stadt aus der Bezuschussung des ÖV nicht komplett herausnehmen will, aber die Höhe des Zuschusses ist langfristig für die Stadtkasse nicht mehr zu tragen.

Jedes Auto ist ein Anbieter. Unter dem Motto wurde in der zweiten Arbeitsgruppe das Thema Fahrgemeinschaften zusammengefasst. Um die Bürger zur Bildung von Fahrgemeinschaften anzuregen, wurden u.a. die Durchführung eines Wettbewerbes diskutiert oder Bonusmodelle. Wesentlich für das Mitnehmen oder auch Teilen von Autos ist das Thema „Vertrauen“. Dies spielt auch eine Rolle, wenn man sein Auto als Nachbarschaftsauto zu Verfügung stellt. Obwohl die rechtlichen Aspekte alle abgesichert sind, muss auf beiden Seiten ein Vertrauen in Person und Nutzungsobjekt gesetzt werden.

In der dritten Arbeitsgruppe wurde viel über die Zurückeroberung des Straßenraumes für Fahrradfahrer gesprochen. Einfache Mitnahmemöglichkeiten in Bus und Bahn über Abstellanlangen, Fahrradverleihsysteme bis hin zum Einsatz von Lastenrädern kamen zur Sprache. Außerdem wurden verschiedene Aktionen diskutiert: autofreie Tage, Ampeln abschalten, um alle zu mehr Vorsicht aufzurufen bis hin zum Einsammeln sämtlicher Verkehrsschilder, so dass nur noch die rechts vor links-Regelung greift. Die gleichberechtigte Nutzung des Straßenraumes durch alle Verkehrsteilnehmer (shared spaces) als auch die flächendeckende Einführung von Tempo 30 wurden als Ideen eingebracht.

Der Abend schloss mit dem Fazit, dass es viele vertiefungswürdige Ideen gibt, deren Ausarbeitung als Vision und ihre Umsetzung angegangen werden müssen.

Werkstatt 3 „Energetischer Stadtumbau“

am 22.02.2016 von 18 bis 22 Uhr im Ratssaal des Bürgerhauses Nordhausen

Über Maßnahmen und Auswirkungen des energetischen Stadtumbaus haben sich in der dritten Bürgerwerkstatt des Wettbewerbes Zukunftsstadt wieder zahlreiche Bürger, Architekten, Studierende und Professoren der Hochschule Nordhausen, Vertreter und Experten der Wohnungsunternehmen, der Energiewirtschaft, angehende Bauherren und viele weitere Interessierte ausgetauscht.

Prof. Dr. Dagmar Everding und Prof. Dr.-Ing. Rainer Große stellten zu Beginn vor, welche Expertise die Hochschule zu diesem Thema hat und zu welchen Schwerpunkten hier aktuell geforscht wird.
Im Anschluss daran führte Frau Christina Sager-Klauß vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik aus Kassel mit Ihrem Vortrag „Wie wollen wir künftig wohnen“ auf das Thema der ersten Arbeitsgruppe ein: Energetischer Umbau von Stadtquartieren. Sie verdeutlichte, dass die Technologien für den energetischen Stadtumbau bzw. den Bau von nachhaltigen Städten vorhanden sind. Das Problem sei, die bestehenden Gebäude und Stadtstrukturen umzubauen. Es handelt sich hierbei um ein komplexes System, für dessen Umbau Ausdauer und viel Überzeugungsarbeit nötig sind. Sie ermutigte zum Querdenken, um neue Lösungsansätze zu finden.

Um die Energielandschaft ging es im Vortrag von Frau Prof. Dr.-Ing. Doris Gstach von der Fachhochschule Erfurt. Für die Energiegewinnung hat der Mensch schon immer in die Landschaft eingegriffen. So war die Lüneburger Heide einst eine bewaldete Gegend und zur Nutzung von Wasserkraft wurden Stauseen angelegt. Beide Landschaften haben heute einen hohen Freizeitwert. Für junge Menschen aus Norddeutschland gehören die Windräder schon heute zur Landschaft, sie sind damit aufgewachsen und empfinden diese nicht als störend. Sie schloss ihren Vortrag damit, dass die Eingriffe in die Landschaft zur Energiegewinnung notwendig sind. Es gilt jedoch jeweils passende Maßnahmen zu finden, damit diese eine Akzeptanz in der Bürgerschaft erfahren.

Um das Einzelgebäude drehte sich der Vortrag von Steffen Langer, ADOBE Architekten und Ingenieure aus Erfurt. Dabei verglich er ein Low-Tech-Gebäude, den Iglu („das nachhaltigste Gebäude der Welt“) mit einem High-Tech-Gebäude, dem komplett rückbaubaren Plusenergiehaus B10 in Stuttgart. Sein Plädoyer war, nicht das rein energieoptimierte Gebäude zu denken, sondern das Haus im Quartier als Ganzes. Alle Nachhaltigkeitskriterien sollten im Vordergrund stehen, so bspw. Stoffkreisläufe, Raumklima und Flächeneffizienz. Und natürlich die Bedürfnisse der Nutzer. Für die Sanierung von Gebäuden sei keine Pauschalaussage möglich, sondern es ist eine individuelle Betrachtung nötig, auch im zeitlichen Kontext.



Nach jedem Kurzvortrag gab es Fragen und erste Beiträge, die dann in den Arbeitsgruppen vertieft wurden. In der Arbeitsgruppe 1 „Energetischer Umbau von Stadtquartieren“ wurden Ideen für die Altstadt und die Plattenbaugebiete diskutiert. So sei die Altstadt schon eine nachhaltige „Musterstadt“ in Bezug auf kurze Wege, Funktionsdurchmischung und Flexibilität. Bei der energetischen Sanierung von Plattenbauten müssen vor allem die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen auf die Miethöhe im Blick behalten werden. Die hier vorherrschende Fernwärmeversorgung sollte nachhaltiger gestaltet werden. Ob eine zentrale oder dezentrale Energie- und Wärmeversorgung für ein Quartier geeignet ist, muss im Einzelfall untersucht werden. Auch die Energieproduktion in einer gemeinschaftlichen Eigentümerstruktur oder Mieterstruktur wurden diskutiert. Frau Sager-Klauß schloss die Diskussion mit dem Motto „Innovativ denken und realistisch handeln“.

In der Arbeitsgruppe 2 „Energielandschaft StadtLand gestalten“ wurde thematisiert, dass die Ästhetik von Energiegewinnungsanlagen sehr subjektiv sei. Auch eine künstlerische Gestaltung von diesen Anlagen ist eine emotionale Frage und nicht objektiv zu beurteilen Bei der Akzeptanzgewinnung könnte die Teilhabe an diesen Projekte zu einer positiveren Einstellung der Bürger beitragen. Dazu gehört auch eine umfassende Information. Grundsätzlich sollten sensible Naturräume geschont werden und bereits vorhandene Flächen und vorbelastete Gebiete für Wind- und Solaranlagen genutzt werden. Für eine bessere Integration von Photovoltaikanlagen könnte ein Gestaltungshandbuch entwickelt werden.

„Vom Altbau zum energetischen Traumhaus“ war der Titel der dritten Arbeitsgruppe. Hier wurde die Frage gestellt, ob der energetische Wandel ausreicht, müssen wir nicht eher weniger verbrauchen? Stetig steigt der Flächenverbrauch für das Wohnen pro Kopf. Die Lösung der energetischen Frage durch High-Tech-Haustechnik entspricht dem Wachstumsmodell. Aktiv-Häuser sind derzeit grundsätzlich teurer als normale Häuser. Eine Rolle bei der Preisbildung spielt auch die Herkunft der Baumaterialien. Gips ist ein häufig verwendeter Baustoff, der hier in sensiblen Naturräumen abgebaut wird. Zum Schutz der Landschaft sollte nur noch recycelter Gips verwendet werden. Die Wandlung des Bahnhofsquartiers zu einem Energiequartier war Gegenstand eines studentischen Projektes des Studienganges Energetisch Ökologischer Stadtumbau der Hochschule Nordhausen. Durch Solaranlagen auf allen Dachflächen und Parkplätzen könnte sich das Quartier zum Beispiel weitgehend selbst mit Strom versorgen.

Zum Abschluss der Bürgerwerkstatt wurden allen Teilnehmern die „Hausaufgabe“ aufgegeben, aus der Perspektive eines Bürgers im Jahr 2030 einen Rückblick anzustellen: Wie ist es Stadt und Region gelungen, die Zukunftsvision, die in den drei Werkstätten diskutiert wurde, umzusetzen? Dies wird ein Schwerpunkt des Abschlussforums am 14. März sein. Wer nicht persönlich teilnehmen kann, kann seine Version gern an die oben genannte Kontaktadresse senden.

Abschlussforum zur „Zukunftsstadt Nordhausen“

am 14.03.2016 von 19 bis 21 Uhr im Ratssaal des Bürgerhauses Nordhausen


Unter reger Beteiligung fand am Montag, dem 14.03.2016 in Nordhausen die Abschlussver-anstaltung zur ersten Phase des Wettbewerbs „Zukunftsstadt 2030+“ des Bundesministeri-ums für Bildung und Forschung statt. Im Rahmen dieses Wettbewerbs möchte sich Nordhau-sen zur ModellStadtRegion für den energetischen Wandel 2030+ entwickeln.

Erneut fanden sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger dafür im Bürgerhaus ein und diskutierten in zwei Stunden intensiv die Kernthemen der vorangegangenen Veranstaltungen. Nach den Werkstätten „Energetischer Wandel durch gemeinsames Handeln“, „Zukunftsfähige Stadt-Land-Mobilität“ und „Energetischer Stadtumbau“ führte diese Veranstaltung die Themen zusammen und filterte die wichtigsten und Nordhausen-typischsten Ansätze heraus. Erfreut über das Interesse und die große Zahl an neugierigen Bürgern zeigten sich neben der anwesenden Verwaltung, den Vertretern der IBA Geschäftsstelle Weimar und den Moderatoren vom Planungsbüro StadtLabor aus Leipzig auch Oberbürgermeister Herr Dr. Zeh, der das Grußwort hielt, sowie Herr Prof. Dr. Wagner, Rektor der Hochschule Nordhausen, der mit seinen abschließenden Worten den Abend beendete.

Aus den bisherigen Werkstätten wurden je drei bis vier übergeordnete Themen aus der Fülle an Ideen herausgearbeitet und durch die Bürger und Akteure in Tischgruppen diskutiert. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum gemeinsam zusammengetragen und die von den Anwesenden favorisierten Kernthemen auf „Zukunftsstadt-Postkarten“ festgehalten. Das Berliner Büro Urban Catalyst Studio wird diese nun kreativ in ein Zukunftsbild-Nordhausen des Jahres 2030 übersetzen. Die Palette möglicher Projekte reicht dabei von der Modellregion zur Wertstoffwende über Ideen zur Aktivierung und Motivation verschiedener Akteure bis hin zur Einführung eines Bürgertickets.

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürgern und Verwaltung wird sich nun um die Gestaltung einer Zukunftszeitung und um die Formulierung des Abschlussberichts kümmern. Beide Teile bilden zusammen mit dem Zukunftsbild-Nordhausen den Wettbewerbsbeitrag, den Nordhausen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung im Sommer einreichen wird. Die Jury des Ministeriums wird anschließend die 20 vielversprechendsten Beiträge aus den 51 Teilnehmerstädten auswählen, welche dann die Förderung für die zweite Phase des Wettbewerbs erhalten.

Vision 2030+ in „Nordhäuser Zukunftszeitung“ dargestellt

Pressetermin am 31.05.2016 im Rathaus

Die im Rahmen des seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ausgelobten Wettbewerbes 'Zukunftsstadt 2030+' diskutierten Visionen für Stadt und Region Nordhausen wurden im öffentlichen Abschlussforum am 14. März 2016 auf drei Kernthemen fokussiert. Zeichnerisch wurden sie vom Berliner Büro Urban Catalyst umgesetzt und textlich von einem Redaktionsteam beschrieben. Das Ergebnis ist die erste Ausgabe der "Nordhäuser Zukunftszeitung", die aus der Perspektive des Jahres 2038 die Entwicklung des Stadtlands Nordhausen beschreibt.

Präsentation Zukunftszeitung (Foto: Stadt Nordhausen) Präsentation Zukunftszeitung (Foto: Stadt Nordhausen)

Foto: Stadtverwaltung Nordhausen; Pressetermin zur „Nordhäuser Zukunftszeitung“


Die Teilnehmer des Abschlussforums hatten sich nach intensiven Diskussionen auf die wichtigsten Themenschwerpunkte für Nordhausen und die Region 2030+ verständigt. Sie lassen sich den Oberbegriffen Energiewende, Wertstoffwende und StadtLand Mobilität zuordnen. Diese Themen galt es nun gemäß der Wettbewerbsvorgabe zu visualisieren. Um nicht nur Grafiken zu zeigen, sondern ein möglichst reales, begreifbares Bild von der Vision 2030+ zu zeichnen, sollte eine Zukunftszeitung entstehen. Rund 18 Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA), Hochschule Nordhausen und der Stadtverwaltung haben sich auf dem Abschlussforum zu einem Redaktionsteam zusammengefunden. Mit viel Engagement, Kreativität und Spaß am Schreiben haben die Beteiligten die Schwerpunktthemen in unterhaltsame Pressemitteilungen umzusetzen verstanden. So wird aus der Perspektive eines Lichtschalters der behutsame energetische und nachhaltige Umbau eines historischen Gebäudes in der Altstadt beschrieben, von Energiespar- und erzeugungswettbewerben berichtet sowie von neuen Wirtschaftsschwerpunkten im Bereich des Baustoffrecyclings. Außerdem wird erzählt, wie Nordhausen und der Landkreis es geschafft haben, die Mobilität in der Region nachhaltig zu gestalten.

Die Artikel bilden einen Teil der in den Werkstätten diskutierten Ideen ab. Mit der Zukunftszeitung sollen diese Ideen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden und zum Diskurs darüber einladen. Die Zukunftszeitung wird mit einer Auflage von 5.000 Stück gedruckt und liegt voraussichtlich ab dem 7. Juni in der Stadtverwaltung, der Stadtbibliothek sowie weiteren öffentlichen Orten zur kostenlosen Mitnahme aus. Außerdem kann die Nordhäuser Zukunftszeitung am Ende des Beitrags heruntergeladen werden.

Mit der Zukunftszeitung, einem Bericht zur ersten Phase des Wettbewerbes sowie einer Projektskizze werden sich die Projektpartner IBA Thüringen, Hochschule Nordhausen und Stadt Nordhausen um eine Teilnahme an der zweiten Phase des Wettbewerbes Zukunftsstadt 2030+ bewerben. In der zweiten Phase, die ab November 2016 beginnt, soll die entwickelte Vision gemeinsam mit Bürgern, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und der Stadtverwaltung in ein realisierbares Umsetzungskonzept überführt werden. Ausgewählt werden für die zweite Phase aber nur noch 20 der bisher 51 Kommunen.

Kommentare, Anregungen und Fragen zum Gesamtprozess sowie zur Zukunftszeitung nehmen wir gerne unter den nebenstehenden Kontaktdaten entgegen.
Bildquellen:
  • Luftbild Nordhausen: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz
  • Auftaktforum am 27.10.2015: Thomas Müller für die IBA Thüringen
  • Werkstatt 1: 25.11.2015: Thomas Müller für die IBA Thüringen
  • Werkstatt 2: 18.01.2016: Henry Sowinski für die IBA Thüringen.
  • Werkstatt 3: 22.02.2016: Thomas Müller für die IBA Thüringen
  • Abschlussforum: 14.03.2016: Thomas Müller für die IBA Thüringen
  • Vision 2030+: Illustrationen: Jörn Gertenbach, Urban Catalyst Studio, Berlin
  • Vision 2030+: Nordhäuser Zukunftszeitung (Bilder der einzelnen Seiten), Texte: Redaktionsteam; Bilder: Jörn Gertenbach, Urban Catalyst Studio, Berlin; Layout: Lamm & Kirch, Leipzig

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