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Vortrag über Briefsammlung aus dem KZ Mittelbau-Dora am 11. Juli im Ratssaal der Stadtbibliothek.

Montag, 04. Juli 2022, 13:36 Uhr
Erkennungsdienstliches Foto von Hans Siegel (Foto: Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau) Erkennungsdienstliches Foto von Hans Siegel (Foto: Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau) Nordhausen. Am 11. Juli um 19 Uhr hält Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, im Ratssaal der Stadtbibliothek Nordhausen einen Vortrag mit dem Titel "'Gott sei dank haben wir in Auschwitz gut gelebt': Briefe aus Auschwitz und Mittelbau-Dora".
Die Briefe, um die es sich handelt, stammen von den Wuppertaler Brüdern Hans und Ernst Siegel. Ihr Vater war Jude, die Mutter evangelisch. Der Vater war bereits im Frühjahr 1942 ins KZ Sachsenhausen verschleppt worden, wo er im Januar 1943 starb. Just zu dieser Zeit, Anfang 1943, gerieten die Brüder ins Visier des NS-Verfolgungsapparats, weil sie einer unangepassten Jugendgruppe angehörten. Sie wurden verhaftet und im Sommer ins KZ Auschwitz überstellt. Dort begannen sie, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Briefe zu schreiben. Die Zustände in Auschwitz, wo sie eineinhalb Jahre verbringen mussten, versuchten die jungen Männer darin noch vor ihren Angehörigen zu verheimlichen. Dann kamen sie im Zuge der Räumung des KZ Auschwitz Anfang 1945 in das Konzentrationslager Mittelbau-Dora. In ihren von dort versendeten Briefen sprachen sie unumwunden von den Entbehrungen, die sie erfuhren und die das in Auschwitz bereits Erlittene noch übertrafen. Ihre Briefe gewähren somit einen eindringlichen Einblick in die chaotischen und mörderischen Zustände, die im aufgrund von Räumungstransporten hoffnungslos überfüllten Lagerkomplex Mittelbau-Dora in den ersten Monaten des Jahres 1945 herrschten.
Die Brüder überlebten diese Zustände nicht: Hans Siegel starb vermutlich im Zuge der Todesmärsche im April 1945. Ernst Siegel erlebte zwar die Befreiung des KZ Bergen-Belsen, wohin er mit einem Räumungstransport gekommen war, starb jedoch im Sommer 1945 im DP-Camp Bergen-Belsen. Für ihre Mutter und Schwester war die Erkenntnis, dass alle drei Männer der Familie der NS-Verfolgung zum Opfer gefallen waren, der Beginn eines langen, verbitterten Kampfes um ihre Rechte als Hinterbliebene.
In ihrem Vortrag wird Dr. Ulrike Schrader die Geschichte der Familie Siegel erzählen und die einzigartigen Briefe – vor allem jene aus dem KZ Mittelbau-Dora – vorstellen. Einige Originale werden zu sehen sein.

Der Vortrag wird von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora organisiert. Der Eintritt ist kostenfrei.
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