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OBJEKT DES MONATS APRIL: Das Tagebuch eines Dienstverpflichteten
Mittwoch, 23. April 2025, 09:12 Uhr
Flohburg (Foto: Pressestelle)
Was würden Sie tun, wenn Ihnen einige alte Tagebücher und Notizen in die Hände fallen, geschrieben von vier Jugendlichen, die während des Zweiten Weltkriegs zur Arbeit in Nordhausen gezwungen wurden?
Nico Schluter (Amstelveen), Sohn eines dieser sogenannten Dienstverpflichteten, ist genau das passiert. Ihm war sofort klar: Diese Zeugnisse müssen in einer Ausstellung gezeigt werden!
Kuratiert hat Schluter die Ausstellung daraufhin selbst, wodurch dieser nicht den Blick eines distanzierten Historikers einnimmt, sondern der Ausstellung durch seine persönliche Verbindung zu der Thematik einen nahbaren Ton verleiht.
Das Tagebuch des 19-Jährigen Niederländers Bert de Bruin ist unser Objekt des Monats April. Es ist genau 80 Jahre alt und umfasst beeindruckende 786 Seiten, bestehend aus etwa 12 kleinen Heften. Ergänzt wird es durch sorgfältig eingeklebte Dokumente, wie (Land-)Karten, Rechnungen und Briefe. Damit ist das prallgefüllte Büchlein mit dunklem Buchrücken schon fast ein kleines Kunstwerk für sich.
Bert kam 1943 mit zehn weiteren Jungen aus den Niederlanden nach Nordhausen, da er zum Arbeitsdienst im damaligen Deutschen Reich gezwungen wurde. Als sogenannter Dienstverpflichteter arbeitete er für zwei Jahre für die deutsche Industrie in Nordhausen und schrieb während dieser Zeit regelmäßig Tagebuch. Jedoch war er damit nicht allein, denn drei weitere junge dienstverpflichtete Niederländer hielten ebenfalls ihre Erlebnisse in ihren Notizbüchern fest. Die jungen Tagebuchautoren wurden Freunde fürs Leben.
Ihre Augenzeugenberichte eröffnen eine selten gezeigte Perspektive auf die Zeit des Nationalsozialismus und setzten einen neuen Fokus – ergänzend zu der Perspektive von KZ-Häftlingen, Kriegsgefangener und anderer Opfer des NS-Regimes, deren Schicksale selbstverständlich ebenfalls im Gedenken verankert bleiben müssen.
Von 1943 bis1945 haben sich die Notizen der Dienstverpflichteten in Nordhausen befunden und Erinnerungen aufbewahrt. Erinnerungen voller Heimweh und Sorgen um ihre Familien und über das Weltgeschehen, aber auch über gute Freunde, Lichtblicke im Alltag und gemeinsamen Spaß. Erinnerungen an ein erzwungenes Leben in einer fremden Stadt.
Nun haben diese Erinnerungen wieder in die Stadt zurückgefunden, in der sie stattgefunden haben, und bilden anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung Nordhausens die Basis der Sonderausstellung Dienstverpflichtet in Nordhausen 1943-1945 in der Flohburg | Das Nordhausen Museum.
Tauchen sie also ein in die Geschichte der vier jungen Niederländer, in die Zeit vor 80 Jahren in Nordhausen und besuchen sie die aktuelle Sonderausstellung in der Flohburg | Das Nordhausen Museum.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr
Kinder bis 18 Jahren haben freien Eintritt!