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Im Gespräch: Nordhäuser Historiker und Kurator der Bergbau-Ausstellung, Hans-Jürgen Grönke

Dienstag, 08. März 2022, 10:31 Uhr
Nordhäuser Historiker und Kurator der Bergbau-Ausstellung, Hans-Jürgen Grönke (Foto: ) Nordhäuser Historiker und Kurator der Bergbau-Ausstellung, Hans-Jürgen Grönke (Foto: ) Über 500 Jahre lang wurde im Südharz Bergbau betrieben. Auch in Nordhausen gab es Bergbaubetriebe. Reiche Vorkommen an Gips, Mangan, Steinkohle und Kali führten seit dem Mittelalter zu einem blühenden Montanwesen. Jürgen Rennebach, Leiter des Museums Tabakspeicher, blickt gemeinsam mit dem Nordhäuser Historiker und Kurator der Ausstellung, Hans-Jürgen Grönke, auf die Ausstellung im Museum Tabakspeicher.

Herr Gröhnke, Sie sind Kurator der neuen Sonderausstellung zum Bergbau im Südharz. Warum haben sie sich diesem Thema gewidmet?
Nicht nur der Westharz kann auf eine jahrhundertelange Bergbautradition zurückblicken. Nun sind in unserer Region die Relikte natürlich nicht vergleichbar mit dem WELTKULTURERBE RAMMELSBERG, aber auch im Südharz wurde über 500 Jahre erfolgreich Bergbau betrieben. Davon zeugen der Rabensteiner Stollen als Schaubergwerk und viele andere Hinterlassenschaften. Es gab zahlreiche Bergbaubetriebe und reiche Vorkommen an Gips, Mangan, Steinkohle und Kali - all dies führte seit dem 16. Jahrhundert zu einem blühenden Montanwesen.

Wer hat an der Ausstellung mitgewirkt?
Die eigentliche Fragestellung entsprang unserer Arbeit im Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein. Die Ausstellung aggregiert das Wissen über den hiesigen Bergbau und zeigt daneben viele fossile Exponate und archäologische Funde bis hin zu historischen Arbeitsgeräten. Dafür gilt unser besonderer Dank den Mineraliensammlern aus Nordhausen und dem Landkreis.

Bei Bergbau im Südharz denkt man vor allem an Gips und in Richtung Eichsfeld an den Kali-Bergbau.
Wir blicken in unserer Region auf eine lange und spannende Bergbautradition zurück. Alles fing mit der Gewinnung von Flussspat im Gebiet der Goldenen Aue, Kelbra, Rottleberode an. Im 16. Jahrhundert florierte der Kupferbergbau in Harzungen, Buchholz, Stempeda, dort sind Halden und Erdabsenkungen - wie Anfang 2020 in Buchholz - Zeugen des Bergbaus. Beispielsweise lässt sich der Ilfelder Bergbau - vom Rabensteiner Stollen bis zur Langen Wand und rund um das Braunsteinhaus - regelrecht erwandern. Denn am Kleinen Möncheberg wurden einst Manganerze aus dem Berg geholt.

Hat der Bergbau die Region auch auf andere Weise geprägt?
Diese Aspekte - und den Kalibergbau im Detail - kann die derzeitige Ausstellungen im Tabakspeicher nicht vollumfänglich bedienen. Aber natürlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich aus dem Abbau von Erzen und Rohstoffen eine verarbeitende Industrie entwickelte. Neben der Bergwerkskunst beim Abtäufen und Sichern der Stollen, wurden Maschinen und Anlagen für die Gewinnung und Förderung der Rohstoffe in Nordhausen entwickelt und gebaut. Mit der Firma Schachtbau Nordhausen wird diese Tradition nahtlos fortgesetzt und um viele Produkte erweitert, die sich aus den Bergbaukenntnissen entwickelt haben: Schwerer Stahl- und Brückenbau, Anlagenbau und Abwassertechnik. Auch das IFA-Motorenwerk als Nachfolger der „Maschinenfabrik Montania“ stand in der Tradition der Bergbauindustrie entwickelt, für die Nordhausen weltweit Bekanntheit erlangte.

Neulich wurde im Eichsfeld wieder nach Kali gebohrt, die ganze Welt jagt nach seltenen Erden. Wäre aus Ihrer Sicht auch im Südharz ein Revival des Bergbaus - neben dem Gips - möglich?
(lacht) Ich bin Historiker und kann dafür leider keine fundierten Antworten liefern. Aber ich möchte anmerken, dass die Abraumhalden am Braunsteinhaus durch ein damaliges Wirtschaftsunternehmen nach Erzrückständen untersucht und aufgearbeitet wurden. Und ja, die Entwicklung der Bergbaureviere in Mitteldeutschland zeigen historisch gesehen „Entwicklungswellen“, d.h. immer dann wenn die Rohstoffpreise oder aber die Nachfrage nach Erzen den Abbau in den Gruben wieder rentabel machte.


Herr Gröhnke, ich danke für das Gespräch!


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