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Nordhausen erinnert an Opfer der Pogrome des 9. November 1938
Dienstag, 09. November 2021, 17:20 Uhr
Nordhausen erinnert an Opfer der Pogrome des 9. November 1938 (Foto: )
Nordhausen erinnert an Opfer der Pogrome des 9. November 1938 (Foto: )
Nordhausen (psv) Heute gedachte die Stadt Nordhausen am Standort der ehemaligen Synagoge der Opfer der Pogromnacht vor 83 Jahren in Nordhausen.
Das Erinnerungsgedenken wurde durch Schülerinnen und Schüler des Herder-Gymnasiums Nordhausen mitgestaltet. Unter Leitung ihres Lehrers Herrn David Lux berichteten sie über die Reichspogromnacht in Nordhausen und trugen ausgewählte Biografien und Rezitationen vor.
Im Namen der Stadt erinnerte Bürgermeisterin Jutta Krauth mit folgenden Worten an die Pogrome (Es gilt das gesprochene Wort!):
Meine sehr geehrten Damen und Herren
ich begrüße die Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinde Nordhausens, die Vertreterinnen und Vertreter der Nordhäuser Religionsgemeinschaften,
und alle Nordhäuserinnen und Nordhäuser,
ich darf Sie im Namen der Stadt Nordhausen zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 83. Jahrestags der Pogromnacht vom 9. November 1938, hier am Standort der ehemaligen Nordhäuser Synagoge begrüßen.
Ganz besonders freue ich mich, dass unser Erinnerungsgedenken durch Schülerinnen und Schüler des Herder-Gymnasiums mitgestaltet wird.
Denn wir Nachgeborenen tragen die Verantwortung für all das, was hier in Nordhausen, Thüringen, Deutschland, Europa im Namen einer kranken und wahnhaften Ideologie - vor 1938 und danach - passiert ist, weil dies die Konsequenz unser Geschichte ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, warum kann uns dies nicht erlassen werden? Ich antworte mit einer Gegenfrage: Haben die Menschen, die in Nordhausen und im ganzen Land Schlimmstes erlebten - haben sie es verdient, dass wir heute keine Verantwortung übernehmen?
Die Schülerinnen und Schüler berichteten uns über die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Aber bereits vor diesem Ereignis gab es Hass, Hetze und Gewalt gegen die Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland. Die Gräuel des 9. November 1938 - wie auch die unmenschlichen Taten die folgten - wurden von Menschen an Menschen verübt und begangen mit Worten - Hass und Hetze.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, in den letzten Tagen habe ich oft darüber nachgedacht, was mit Worten tatsächlich angerichtet werden kann.
Und es hat mich betrübt, dass für eine schlimme Tat sinnbildlich einer ganzen Gruppe, Religion, Herkunft, die Schuld gegeben wurde.
Aber ich weiß auch, dass der 9. November 2021 nicht der 9. November 1938 ist! Zeigen wir als Stadt und Gesellschaft, dass wir weder Hass, Rassismus noch Antisemitismus in unserer Mitte dulden! Setzen wir mit Worten und Taten Zeichen gegen die Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten und Religionen.
Vielen Dank.