Am Kornmarkt 15 befand sich das Modehaus Kramer. Es wurde bei den Luftangriffen im April 1945 vollständig zerstört, nur die Stahlträger des modernen Geschäftsbaus blieben erhalten.
Modehaus Kramer, Kornmarkt (Foto: Stadtarchiv Nordhausen, Tino Trautmann)
Bis zum 1. September 1938 hieß das Kaufhaus Modehaus Schönbeck, Inhaber waren seit 1919 die beiden Brüder Arno und Hugo Weinbaum, Nordhäuser Juden. Sie bauten das Kaufhaus zu einem modernen Geschäftsgebäude um, welches weit über Nordhausen hinaus u.a. für seine Leuchtreklame bekannt wurde. 1932 erfolgten erste antisemitische Überfälle auf das Kaufhaus, am 1. April 1933 war es Hauptziel des Nordhäuser Judenboykotts. An den Schaufenstern stand, bewacht von der SA: Nordhäuser, hier kaufst Du nie wieder. Im August wurde das Kaufhaus arisiert und von der Wäschefabrik Kramer aus Niedergebra übernommen. Antreiber der antisemitischen Hetze war der damalige Stadtverordnetenvorsteher Heinz Sting, später Oberbürgermeister der Stadt und nach 1945 Regierungsdirektor in Hannover. Von dort aus leitete er die Nordhäuser Heimatfreunde, eine Heimatortsgemeinschaft exilierter Nordhäuser, die bis in die neunziger Jahre hinein eine Erinnerung an die Luftangriffe pflegte, in der Nordhausen nur als unschuldiges Opfer eines Terroraktes gegen die Zivilbevölkerung beschrieben wird. Arno Weinbaum und seine Frau wurden 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo beide umkamen. Hugo Weinbaum überlebte mit seiner Familie in der Emigration in den Niederlanden.
Im Rahmen der Neugestaltung des Kornmarktes wurde die Ruine des Kaufhauses abgerissen, an seiner Stelle befindet sich heute ein Parkhaus. In Sichtachse zur Kirche St. Blasii befand sich nordwestlich am Pferdemarkt die Synagoge Nordhausens. Zum Zeitpunkte der Luftangriffe war sie nicht mehr vorhanden. Nachdem sie in der Pogromnacht am 9. November 1938 ausbrannte, wurde die Synagoge im Juni 1939 abgerissen.