(1912 – 1984)
Der Schriftsteller
Rudolf Hagelstange (Foto: Nordhausen)
Ein Geist zu sinnen und ein Herz zu lieben ... Mit dieser Zeile endet das Venezianische Credo von Rudolf Hagelstange. Diese 35 Sonette begründeten seinen Ruf als Lyriker und Dichter der Nachkriegszeit und nehmen im Gesamtwerk Rudolf Hagelstanges einen besonderen Platz ein. Es ist vor allem das Bekenntnis des Dichters zu Humanität und Freiheit, ein Bekenntnis, das in dem großen, vielfältigen Werk, in den Vorträgen und im persönlichen Leben und Handeln immer wieder klar und unerschütterlich zum Ausdruck kam.
Am 14. Januar 1912 wird Rudolf Hagelstange in Nordhausen als Kaufmanns-Sohn geboren. Er besucht das Nordhäuser humanistische Gymnasium und veröffentlicht schon als Schüler in der Lokalpresse Gedichte. Nach dem Studium 1931-1933 in Berlin ist er von 1936 – 1938 Volontär der Nordhäuser Zeitung. 1939 besucht er die Reichspresseschule in Berlin. Den Krieg überlebt er in einer Nachrichtentruppe, als Mitarbeiter einer Soldatenzeitung und Kriegsberichterstatter in Frankreich, seit 1944 in Italien. Ende November 1944 entstehen in Verona die letzten Sonette seines Venezianischen Credos. Trotz Gefangenschaft und mehrerer Hindernisse gelangt es im Handgepäck des Dichters auf der Heimreise nach Nordhausen in Wiesbaden in die Hände von Anton Kippenberg, der es als Auftakt für die neue Insel-Produktion 1946 herausbringt.
Von Nordhausen siedelt Hagelstange mit seiner Familie 1946 nach Westfalen und 1948 an den Bodensee über. Für seine Dichtung wird er mit Preisen geehrt. 1954 führt ihn eine dreimonatige Studienreise durch die USA. 1957 ist er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Mit Lese-Reisen ist er 1958 in Skandinavien, 1961 in Südamerika, ein Jahr später in Indien, Nepal und der Sowjetunion. Auch in den 1970er Jahren reist er rund um den Erdball. 1968 zieht er ins Elsass, 1970 nach Erbach im Odenwald. Seit 1982 ist sein Zweitwohnsitz in Hanau. Hier stirbt Rudolf Hagelstange am 5. August 1984.
Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München, Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung zu Darmstadt, 1983-84 Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Autoren und der Berliner Autorenvereinigung sowie Träger des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Hagelstange hinterlässt ein umfangreiches lyrisches Werk, auch Romane, Erzählungen und Aufsätze. Er trat auch als Verfasser von Nachdichtungen (z.B. von Werken Pablo Nerudas), als Übersetzer (z.B. der Fabeln des Aesop) und als Herausgeber an die Öffentlichkeit.