Kautabakfabrik von Willi Ballhause
Die großen Nordhäuser Kautabakproduzenten beschäftigten viele Bewohner aus Salza. Einer davon war der Tabakspinner Willi Ballhause. Am 12. Januar 1883 geboren, hatte er
als Werkleiter in einem Nordhäuser Kautabakbetrieb bereits Kenntnisse erworben. Nun reifte in Willi der Entschluss, auf dem Grundstück des Schwiegervaters in der Hauptstraße
10, eine eigene Kautabakfirma zu gründen. Der Dachboden des Hauses dient als Lager. Ein Zimmer ist der erste Produktionsraum.
Aufgrund des steigenden Absatzes seines beliebten Kautabaks errichtet Ballhause 1920 ein Nebengebäude. Mitte der 20er-Jahre finden Badeeinrichtungen, Lagerräume, Toilettenanlagen und eine Waschküche Platz in einem weiteren Neubau. Ein Ereignis macht die kleine Firma in ganz Deutschland bekannt. Als Salzaer bietet Willi
Ballhause seinen Priem als Nordhäuser Kautabak an. Dies passte den großen Nordhäuser Konkurrenzbetrieben nicht. Sie zogen vor Gericht: Da er in Salza produziere, dürfe er nicht mit diesem Slogan Reklame machen. Ballhause verliert den Prozess in I. Instanz beim Landgericht Nordhausen und auch beim Oberlandesgericht in Naumburg. Er legt Widerspruch beim Reichsgericht in Leipzig ein. Hier bekommt er 1933 in vollen Umfang Recht.
Die Begründung: Salza grenzt an Nordhausen und gehört zu einem gemeinsamen Wirtschaftsbezirk. Darum kann man dort hergestellten Priem Nordhäuser Kautabak oder sogar Echter Original Nordhäuser Kautabak nennen. Welch ein Erfolg eines kleinen Betriebes im Konkurrenzkampf gegen eine Übermacht! David gegen Goliath!
Nach dem Kauf des Nachbargrundstückes beginnt 1936 die letzte große Baumaßnahme. Eine moderne Heizungsanlage für die Produktionsräume wird in Betrieb genommen. Die
gute Auftragslage der Firma spiegelt sich auch in den beiden seltenen Kautabaktöpfen wider, die als sogenannte Elfenbeinware produziert werden.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 in Nordhausen zieht die Familie Ballhause nach Niedersachsen. Die Gebäude der Firma dienten lange Zeit als Möbellager. Nach der
Wende nutzte eine Berufsschule die Häuser.