Am Donnerstag, dem 30. März, um 19 Uhr stellt Philipp Kiosze im Ratssaal der Stadtbibliothek Nordhausen seine Dissertation Medizinischer Alltag in einem Konzentrationslager der letzten Kriegsphase (1943-1945): die Krankenversorgung im KZ Mittelbau-Dora vor.
In der Dissertation analysiert Philipp Kiosze die Krankenversorgung im Krankenrevier des Hauptlagers Dora. Diese diente einzig der Aufrechterhaltung des Arbeitsbetriebs. Daher wurde eine Selektion vorgenommen: Diejenigen, deren Arbeitskraft man wiederherzustellen können meinte, erhielten medizinische Behandlung, die zwar der Lehrmeinung der Zeit folgte, aber von Mangel an Material und Medikamenten geprägt war. Ansteckende Kranke hingegen wurden abgesondert, schwer kranke Menschen sich selbst überlassen oder in andere Lager abgeschoben.
Beaufsichtigt wurde die Krankenversorgung von SS-Ärzten und -Sanitätsdienstgraden, doch die praktische medizinische Betreuung wurde durch Häftlingsärzte und -pfleger gewährleistet. Diese standen vor einem Dilemma: Eigentlich wollten sie nicht mit der SS kooperieren, doch nur indem sie die von der SS für sie vorgesehenen Posten ausfüllten, konnten sie ihren Mithäftlingen helfen.
Philipp Kiosze war 2007/2008 Zivildienstleistender in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Seine Dissertation verfasste er größtenteils an der Universität Halle. Er schloss das Promotionsstudium 2021 an der Universität Ulm ab. Zurzeit arbeitet Philipp Kiosze als Assistenzarzt in der Inneren Medizin in München.