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Bildergalerie Rolandsfest 2017: Empfang der Partnerstädte

Montag, 12. Juni 2017, 08:14 Uhr
Die Delegationen der vier Partnerstädte (Foto: Ilona Bergmann, Pressestelle Stadt Nordhausen) Die Delegationen der vier Partnerstädte (Foto: Ilona Bergmann, Pressestelle Stadt Nordhausen)
Nordhausen (psv) Am Samstag empfing Bürgermeisterin Jutta Krauth die Delegationen der Partnerstädte von Nordhausen Charleville-Mézières, Ostròw Wielkopolski, Bet Shemesh und Bochum anlässlich des 1090. Stadtgeburtstages im Ratssaal des Bürgerhauses. Höhepüunkt war der Eintag ins Goldene Buch der Stadt Nordhausen.

Hier die Ansprache der Bürgermeisterin und eine kleine Bildergalerie:

Sehr geehrte Frau Präsidentin Beata Klimek aus Ostrow-Wielkopolski,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Erika Stahl aus Bochum,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Boris Ravignon aus Charleville-Mezieres,
sehr geehrter Herr stellvertretender Bürgermeister Moshe Shitrit aus Bet Shemesh,
sehr geehrte Damen und Herren,
zu unserem Empfang der Nordhäuser Partnerstädte anlässlich unseres 1090. Stadtjubiläums begrüße ich Sie sehr herzlich in unserem Bürgerhaus.
Ich freue mich und bin dankbar, dass es so viele von Ihnen möglich gemacht haben, hier mit uns gemeinsam zu feiern. Mein Gruß geht auch an die Partnerschaftsvereine, die ich ebenso herzlich willkommen heiße.
Vor uns liegt ein spannendes und aufregendes Wochenende, das gekrönt wird von unserem prächtigen Festumzug. Mit mehr als 2200 Teilnehmern war das Interesse, dabei zu sein, so groß wie nie zu vor. Es ist sehr schön, dass sich auch unsere Partnerstädte beim Umzug präsentieren werden. Auch dafür danke ich Ihnen sehr herzlich.
Mit der Teilnahme am Festumzug und den gemeinsamen Veranstaltungen senden wir an diesem Wochenende auch ein Signal: Trotz aller weltpolitischen Verwerfungen und innereuropäischen Spannungen ist unsere Freundschaft mit Polen, Frankreich und Israel eine zuverlässige und stabile, weil sie eben auf den Begegnungen der Menschen gründet, die sich unbeeindruckt zeigen von politischen Instabilitäten und Konflikten, die den Frieden wollen. Und genau auf der Basis der unmittelbaren Begegnungen der „normalen“ Menschen, ihrem Willen zu Frieden und Völkerverständigung ist Europa gewachsen, hat auch die Versöhnung mit Israel ihren Ausgangspunkt genommen.
Europa lebt, ist gottseidank in der Substanz etwas völlig anderes, als die Bilder in den Medien zeigen und ist daraus gewachsen: Aus einer Herzensangelegenheit von Menschen, die der ewigen Konflikte zwischen ihren Ländern überdrüssig waren
Europa - das sind auch Sie und wir, die Menschen aus Nordhausen, Bochum, Ostrow-Wielkopolski und Charleville-Mezieres, die den europäischen Gedanken tragen- und – wichtiger noch – leben.
Unsere älteste Partnerschaft ist jene mit Charleville-Mezieres. Das Gebiet um Charleville-Mezieres war in jedem der drei Kriege zwischen Deutschland und Frankreich Schauplatz schwerer Kämpfe gewesen. Gerade deshalb prägt der Gedanke der deutsch-französischen Versöhnung und Freundschaft die seit 1978 bestehende Partnerschaftsbeziehung zwischen Nordhausen und Charleville-Mézières.
Bis 1990 ist die Kontaktpflege überwiegend dem Freundschaftskomitee in Charleville-Mézieres überlassen, denn der Eiserne Vorhang trennte auch die DDR von Frankreich. Mit den 90-iger Jahren lebte die Partnerschaft auf, sie wird bis heute getragen vor allem durch gegenseitige Begegnungen und Projekte auf dem Gebiet der Kultur.
Die seit 1983 bestehende Partnerschaft mit Ostrow-Wielkopolski wird mit dem damaligen Rat des Kreises begründet und bis 1994 auf kulturellen, sportlichen und wirtschaftlichen Gebieten im Wesentlichen von den Kreisbehörden getragen.
Im September 1990 gründet sich der Freundeskreis Nordhausen – Ostrów, der zunehmend von der Stadtverwaltung unterstützt wird. Die Vereinschronik ist gefüllt mit Berichten von Ausstellungen und Auftritten von Künstlern in den beiden Städten, Chorfestivals, Theaterworkshops, Sportwettkämpfe und Vermittlung von Kontakten zwischen Vereinen und Bürgern.
Kontakte zwischen den Stadtverwaltungen entstehen auch durch die Beziehungen der Stadtwerke. Mit der Ernennung des Nordhäusers Peter Blonski zu einem der Ehrenbürger von Ostrow-Wielkopolksi erfährt die Partnerschaft eine besondere Wertschätzung.
Die wohl asymmetrischste Partnerschaft mit Blick auf die Größe und die Einwohnerzahlen ist jene mit Bochum. Gleich nach der Wende war Bochum Aufbauhelfer der Nordhäuser Stadtverwaltung, großzügiger Mäzen der Sanierung eines der ältesten Häuser in Nordhausen, und insbesondere die beiden Partnerschaftsvereine sind bis heute die Motoren der innerdeutschen Partnerschaft. Auch Ihnen vielen Dank dafür!
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr stellvertretender Bürgermeister Shitrit,
Ein ganz besonderer Gruß geht an diesem Abend an die Freunde aus Bet Shemesh in Israel, denn wir begehen in diesem Jahr den 25. Jahrestag unserer Partnerschaft.
Am 17. September 1992 setzten die beiden damaligen Bürgermeister, Schalom Fadida und Dr. Manfred Schröter, in Bet Shemesh ihre Unterschriften unter die Partnerschaftsurkunde. Der deutsche Botschafter in Israel, Otto von der Gablentz, war damals Zeuge eines bewegenden Momentes, eines symbolischen Aktes, der sicher nicht einfach für Bet Shemesh aber wichtig und bedeutend für Nordhausen und in gewissem Sinne auch für Deutschland war. Es war nicht einfach für Bet Shemesh, weil Juden und Deutsche eine gemeinsame Vergangenheit verbindet - eine gemeinsame Vergangenheit, furchtbar für die Juden und beschämend für die Deutschen. Deshalb war es nur allzu verständlich, dass es einige Menschen in Bet Shemesh gab, die unsere Partnerschaft mit Skepsis betrachteten. Mr. Fadida hatte die israelische Sichtweise so umschrieben: „Die Wunden unseres Volkes sind noch nicht vernarbt. Doch es gibt jetzt ein neues Deutschland. Für dieses neue Deutschland sind die Nordhäuser wichtige Botschafter für uns. Sie können Multiplikatoren des Versöhnungsgedankens sein.“
Für uns war diese Partnerschaft wichtig und auch symbolisch, weil Nordhausen die erste ostdeutsche Stadt war, die einen israelischen Partner hatte. Der Initiator unserer Partnerschaft und damalige Bürgermeister Dr. Schröter, fasste die Situation so zusammen: „Man hat in Bet Shemesh unsere zaghaft ausgestreckte Hand beherzt und mutig ergriffen. Zwar sind die jungen Deutschen keine Täter mehr gewesen, aber jeder Deutsche muss sich der Verantwortung stellen. Ich hoffe, dass wir immer die richtigen Schritte gehen werden, um die Herzen unserer jüdischen Freunde aufzuschließen.“

Und wir haben das Erbe der Geschichte auch gestern wieder gespürt, als wir gemeinsam in der KZ Gedenkstätte „Mittelbau Dora“ einen Kranz niedergelegt haben im Gedenken an den Völkermord an den europäischen Juden.

Zur quasi „öffentlichen“ Partnerschaftsebene zwischen Nordhausen und Bet Shemesh ist von Anfang an schnell die private, zwischenmenschliche getreten, die zum wichtigen Träger der Partnerschaft geworden ist. Mehr als hundert Nordhäuser haben inzwischen Bet Shemesh besucht, bei ihren israelischen Gastfamilien gelebt, mit ihnen gefeiert. Ebenso viele Israelis waren bei uns zu Gast. Die Kontakte beschränken sich nicht auf die Austausche, die von der Stadt organisiert und begleitet werden, es gibt Begegnungen von Schülern unserer Städte, einen lebendigen Fachkräfte- und Jugendaustausch des JugendSozialwerkes, Nordhäuser Künstler haben ihre Werke in Bet Shemesh gezeigt, Nordhäuser haben in Ausstellungen ihre Eindrücke von den Reisen nach Israel wiedergegeben. Junge Nordhäuser waren in Anschluss an organisierte Reisen auf eigene Faust über mehrere Monate in Israel, haben in der Wüste Negev in Kibbuzum gearbeitet, haben sich in Israel für „Aktion Sühnezeichen“ engagiert.

Es ist für uns eine schönes und symbolisches Zeichen, dass sich an diesem Wochenende auch eine Jugendgruppe aus Bet Shemesh auf den weiten Weg zu uns nach Nordhausen gemacht hat, um uns über das Medium des Tanzes eine Stück jüdische und israelische Lebensart näher zu bringen. Wir sind sehr gespannt, was Sie uns von Ihrem Können zeigen werden. Seien Sie uns herzlich willkommen!


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